Geschrieben von mibi74. Veröffentlicht in Diabetes-Kids Elternblog.

Diabetes-Kids Elternblog: Wer schaukelt das Schiff, wenn nichts mehr geht?!

Wer schaukelt das Schiff, wenn nichts mehr geht?! 

Ich bin schon lange nicht mehr richtig krank gewesen. Die letzte wirkliche Grippe liegt nunmehr neun Jahre zurück. Natürlich hatte ich die eine oder andere Schnupfnase. Nichts Ernstes. Doch dieses Mal hatte es mich erwischt, und zwar gründlich!

Am Samstagmorgen war ich mich noch fit. Die ganze Familie kämpfte sich durch den Supermarkt. Nur wenig später fühlte ich mich wie ein Luftballon, dessen Luft herausgelassen wurde. Mir war kalt und jeder Schritt, schien einer zu viel zu sein. Aus ein paar Minuten hinlegen und die Augen pflegen, wurden zwei Tage. Mit Pullover und dicker Vliesjacke, Woll- und Bettdecke lag ich darnieder. Das Bett verließ ich nur noch, um Tee zu kochen und aufs Klo zu gehen. Dies strengte mich körperlich so an, dass ich an jeden weiteren Ausflug nicht im Mindesten interessiert war!

Am Sonntagnachmittag schleppte ich mich schließlich in die Küche, um mich an den Fiebersaft unserer Kinder zu vergreifen. Was meine Augen auf dem Weg alles erblickten, war ein Abbild des Grauens! 

  "Gar nicht daran denken", dachte ich.

  "Geh ins Bett und bloß nicht aufregen! Dafür fehlt mir jetzt die Kraft." Zittend und mit Gliederschmerzen, kroch ich wieder in mein Krankenlager.

Da man immer erst mit dem Positiven anfangen sollte, erwähne ich jetzt, dass zumindest die Spülmaschine fertig war. Wage erinnerte ich mich, sie kurz nach unserem Einkaufsbummel eingeschaltet zu haben. Die Kinder spielten die meiste Zeit draußen im Garten und mein Mann schaute auch hin und wieder herein, um festzustellen: "Du liegst ja immer noch im Bett." Oder um zu fragen, wann man unseren Sohn Messen und wie viel KE dies und das hätte. Mister Diabetes muss ich an dieser Stelle auch tüchtig loben! Der verhielt sich an den akuten Tagen besonders friedlich. Vor allem in der Nacht. Braves Kerlchen!

Nun zum ABER:

In der Küche stapelte sich das dreckige Geschirr. Auf dem Tisch stand noch alles herum, was sie vom Mittagessen übrig gelassen hatten. Und vom Frühstück. Mein Mann, der abends grillen wollte, rannte fluchend herum, weil im Bad die Handtücher auf dem Boden lagen, die Waschbecken mit Zahnpasta und Seifenresten verschmiert waren.Gleiches galt für die Spiegelschränke. Die Wäsche war nicht gewaschen worden. Von frisch gebügelten Arbeitshosen ganz zu schweigen. Richtig laut wurde er, als er aufs Klo musste.  Die Folge: ein mehrtätiges Fernseherverbot für eines unserer Kinder. In der Küche ging es dann weiter. Der Herd war mit Geschirr überlagert, weil in und neben der Spüle kein Platz mehr war. Die Mikrowelle sei nicht zu benutzen. Eines der Kinder, oder auch beide, hatten die Kakaomilch überschwappen lassen.  Die war inzwischen eingetrocknet und muss wohl sehr unappetitlich ausgesehen haben. Ständig wurde ich durch seine Schimpftiraden aus dem Dämmerschlaf herausgerissen.

Sein Unterton gewann deutlich an Schärfe. Total entnervt krächzte ich: "Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst. So sieht es aus, wenn ich nichts tue!" Den zweiten Teil, dass sich das Chaos nicht von selber auflösen würde, wenn er nicht zum Putzlappen griff, ließ ich lieber weg. Trotz meines jämmerlichen Zustandes konnte ich mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Bis zum Abendessen würde er seine Abwehrhaltung aufgeben müssen. Zum auf der Terrasse essen war es eindeutig zu kalt und es gab weder sauberes Besteck, noch benutzbares Geschirr.

Wenn krank sein nicht so anstrengend wäre, würde ich das öfter machen wollen. Einfach alles liegen lassen und zuschauen, wie sie in ihren Dreck untergehen. Aber dazu, wenn ich ehrlich sein soll, werde ich mich mit Bestimmtheit nicht durchringen können.  

Also, wer schaukelt das Schiff, wenn nichts mehr geht? Was den Haushalt betrifft, wird erst abgewartet, bis die Havarie kurz bevorsteht. Könnte ja sein, dass der Kapitän doch noch seetüchtig das Ruder herumreißt. Ist dies nicht der Fall, kommt die Mannschaft in die Puschen und tut das, was für das Überleben notwendig ist. Mehr aber auch nicht! Unser blinder Passagier, damit ist Mister Diabetes gemeint, hätte so richtig die Sau raus lassen können. Was er zum Glück nicht getan hat.

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