Skip to main content

Werde unser Facebook Fan

Diabetes-Kids Elterblog: Wir bewegen was, auch wenn es nur Kleiderberge sind!

Selten macht das Sortieren und Zusammenlegen von Wäsche so viel Spaß! Wie jedes Jahr halfen wir bei der Kinderbedarfsbörse, die vom Arbeitskreis "Mütter Helfen Müttern" organisiert wird.  Dafür verwandelt sich unsere Gemeindehalle zweimal im Jahr in einen wuselnden Ameisenhaufen. Dieses Jahr durfte uns meine siebenjährige Tochter begleiten. Darauf war sie sehr stolz, denn nur wer dreistellige Zahlen lesen kann, darf mit und dies hat sie nicht in der Schule, sondern vom Blutzuckermessgerät, des großen Bruders gelernt. Nur ...

 

zahlen Elternblog

... der Grund um Zahlen lernen zu wollen, muss nicht immer edelmütig sein.

Es ist toll, dass meine Tochter nun auch Zahlen bis 999 richtig lesen kann, wo die in der Schule doch noch lange keine Rolle spielen. Nur der Grund dafür, hatte rein gar nichts mit mathematischem Interesse zu tun, sondern ihren Bruder korrekt zu verpetzen. Bei der Annahme sie könnte Punkten, konnte es sein, dass sie schneller als ein Frettchen zu mir flitzte und zum Beispiel schrie: "Er hat 4 ... 2 ... 1 ... Mama!" Nachdem das mehrmals gründlich in die Hose ging (korrekt wäre es die 124 gewesen), war ihr Ehrgeiz geweckt. Denn wenn sich der Bruder halb besinnungslos vor Lachen den Bauch halten mußte, und sie alles andere als dezent darauf hinwies - so wie das nur größere Brüder tun können - sie solle doch erst einmal gescheit lesen lernen, war eine Furie ein zahmes Häschen gegen das was als Gegenreaktion kam. Was mein Sohn aber noch lernen muss, ist, die Rachsucht der Frauen nicht zu unterschätzen!

Von da an kam sie öfter mit einem Blatt Papier zu mir, auf dem sie eifrig Zahlen kritzelte, und so lange übte, bis sie es konnte.  Auch wenn ihre Motivation eher von zweifelhafter Natur war, hat mich ihr Ehrgeiz doch beeindruckt. Um ihr gelerntes Wissen mal an etwas auszuprobieren, was gesellschaftstauglicher war, entschied ich sie mitzunehmen. Bei meinem Sohn war das damals ähnlich. Er konnte durch den Diabetes schon viel früher Hunderterzahlen lesen und ich hielt es damals, wie auch heute für eine gute Idee, dass Zahlen, zum einen keine Bedeutung hatten, sondern einfach nur Zahlen waren, und außerdem, es sich für ihn in mehrfacher Hinsicht auszahlte. Dazu komme ich später.

 Was wir dort tun. Worum es sich dreht und wie wir dazu gekommen sind.

Jeder der auf dieser Kinderbedarfsbörse etwas verkaufen möchte, bekommt eine Nummer von 1-200 zugewiesen. Wir helfen immer beim Aufräumen. Alle Kleidungsstücke, Spielsachen usw. müssen wieder in nummerierte Wäschekörbe geschlichtet werden. Und das muss schnell gehen, damit man nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag dort festsitzt. In der Regel sind es 3 bis 4 Stunden, vom absoluten Chaos, bis zum leer gefegten Saal.

Wer glaubt, die Bedarfsbörse hätte nur etwas mit Bedürftigkeit zu tun, der irrt sich gewaltig! Es ist ein Event. Hier trifft sich das örtliche "Who is Who" und da ist es vollkommen wurscht, ob Putzfrau, Polizistin oder IT-Mangergattin. Alle haben Spaß dabei. Hier wühlt jeder im gleichen Kleiderhaufen auf der Suche nach einem Schnäppchen.

Reingerutscht bin ich durch die Krabbelgruppe meines Erstgeborenen. Ich war neu in der Stadt, junge Mutter und total ahnungslos, was in so Krabbelgruppen abging. Diejenige, die diese Gruppe leitete, oh Wunder, war auch mit der Organisation der Kinderbedarfsbörse betraut. Sie ist so eine richtige Powerfrau! Selbstständig. Mehrere Kinder. In gefühlten 1000 Vereinen engagiert und strotzt vor Energie. Im Gegensatz zu ihr, war ich einfach zu Hause, kümmerte mich einfach nur den ganzen Tag um mein Kind und um dessen Diabetes. Machte einfach nur meine Hausarbeit und ging ein paar Stunden arbeiten. Ganz einfach. Und dann hab ich irgendwann Ja gesagt, als ich von der Powerfrauenfraktion gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte mitzumachen. Und schon steckte ich bis zur Halskrause mit drin! War ganz einfach.

Und wie sieht das nun aus? Was geht da ab?

Am Anfang jedes Aufräummarathons sitzen wir wie üblich am Samstagnachmittag, kurz vor 16 Uhr,  im kleinen Saal nebenan. Hier komme ich zum Sahnehäubchen, also das, was meinen Kinder richtig super finden, ihr Dasein und ihre Mithilfe versüßt. Während die Letzten noch mit einkaufen beschäftigt waren, aßen wir Blaubeermuffins und Käsekuchen. Ohne mampf kein Kampf! Außerdem geht der Erlös von Kaffee und Kuchen, sowie 15 % der Einnahmen, vom Verkauf der Kinderbedarfsbörse zugunsten eines Kindergartens. Das verpflichtet, finde ich, auch wenn mein Sohn schon lange keinen Kindergarten mehr von innen gesehen hat.

Noch nie kam das Geld von irgendwo hergeflogen. Es ist also eine gute Sache, sich mit einzubringen, zusammen anzupacken und was auf die Beine zu stellen. Außerdem finde ich, ist es für meine Kinder lehrreich mitzuerleben, wenn viele Leute zusammen am gleichen Strang ziehen und dass man damit wirklich etwas bewegen kann. Auch wenn es sich nur um Tausende von Kleidungsstücken handelt. Es geht um Gemeinschaft und Zusammenhalt. Das man was zusammen schafft, unabhängig vom Alter, Stand oder Herkunft. Das ist etwas, was man nicht kaufen kann, man muss es erleben. (Das gleiche Prinzip, wie die Aktionen von Diabetes-Kids, die das Wirgefühl erzeugen!)

Dann geht's los! Das Leuten der Glocke, signalisiert den letzten Einkäufern zur Kasse zu gehen und wir stellen uns in Startposition. Die Kinder, es sind auch noch reichlich andere da, kümmern sich um Spielsachen, Bücher, Schuhe und Sportartikel. Alle Kleidungsstücke werden auf einen Haufen gelegt. Der Haufen wird zu einem gigantischen Berg. Nun werden diese Kleidungsstücke mit einem Zwischenschritt sortiert und zu den Wäschekörben gebracht, die die gleiche Nummer haben. Im Saal laufen nun zig Leute hin und her, kreuz und quer durcheinander. Es bedeutet drei Stunden voller Körpereinsatz. Heben, laufen, bücken, zurück laufen, die nächste Fuhre Wäsche schleppen.

Trotz des Kuchens vorher, ohne Apfelsaftschorle, bleibt der Blutzucker meines Sohnes nicht oben. Dazu ist die Arbeit doch recht anstrengend. Aber er hält eisern durch und klagt nicht.

Zum Schluss wird jeder Korb noch einmal kontrolliert und dabei die Wäsche richtig zusammengelegt. Wir sind fertig. Mein Rücken meistens auch. Na ja, die nächste Börse ist erst wieder in einem halbem Jahr. Genug Zeit sich zu erholen.

 

PicsArt 03 19 11.13.49

                                                                             Früh übt sich, wer Meister im Zusammenlegen werden möchte

  • Erstellt am .
  • Aufrufe: 2790
Anmelden

Das könnte auch interessant sein

MOD_TAGS_SIMILAR_NO_MATCHING_TAGS