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Angela bloggt: Diabetes und der innere Wecker oder was macht ihr eigentlich in der Nacht?

clockZeit für Worte und Gedanken, lang, viel zu lang, aber wer es lesen mag, der kann?

Die zweite Ferienwoche fast vorbei, der Ferienblutzucker, der spinnt und steigt. Zumindest einmal am Tag, bevorzugt aber auch in der Nacht. Is ja prinzipiell auch nett von ihm, da hab ich einfach mehr von ihm, tagsüber is er ja mit meinem Sohn unterwegs, diese hinterhältige Spezis von "Verdammt soll er sein". Nicht mein Sohn, sondern der Blutzucker ist gemeint?

Nachts hält er mich gerne wach und hat immer ne Überraschung parat. Ich gebe zu, ich liebe Überraschungen (aber nicht diese, eher miese und fiese). Mal zu tief, mal zu hoch, nie so richtig passend, was is hier los? 

Zwischendurch frag ich mich ernsthaft, was der von mir will und wünschte mir der Dexcom wäre einfach nur still. Ich rede von Stille, Ruhe in meinem Kopf. Gut, so reiche ich nachts Banane, Salzstangen und Co., mein Sohn schläft dabei, so oder so! Mich erfreut es, reicht ja eine wache Eule. Alternativ, verabreiche ich Insulin auf Knopfdruck. Tatsächlich per Knopfdruck, es lebe die moderne Technik, wer hätte daran vor drei Jahren gedacht, aber irgendwie will dies auch nie so richtig passen. 

Wie man es nimmt, ich bin viel zu viel wach und mache dabei immerhin kaum Krach. Das hab ich gelernt, beweg mich auf wundersame Weise, ganz leise durch die nächtliche Reise.  Dabei nehme ich so nebenbei ein paar Regale und Schränke mit. Ich sammle also neben Überraschungen, auch ganz kleine, feine blaue Flecken, bevorzugt an Bein und Oberarm. Bin einfach nicht geschmeidig genug.....

In diesen Momenten frag ich mich ernsthaft, wer ist jetzt noch mit mir wach, sammelt verschlafen Überraschungen, Bananen, Insulin und blaue Flecke? Wer hat gerade in diesem Moment eine Stirnlampe auf dem Kopf, Expedition Blutzucker, oder ne Taschenlampe im Mund? Das mit der Taschenlampe habe ich längst abgelegt, obwohl Nachtwanderungen ja auch was Schönes sind, bevorzugt jedoch um einen See und nicht durch einen Flur, ins Kinderzimmer und zurück. Glaubt mir, ich höre euch jetzt förmlich rufen, Finger hoch strecken, sehe Augen verdrehen und höre auch ein Seufzen? Ihr kennt das, der Eine mehr, der Andere weniger, jeder muss seinen Weg gehen und finden. Wir, gemeinsam in einem Boot. Das tut gut! Wir sind nicht allein, nur in so Momenten spüren ich Euch tatsächlich nicht und bin mit meiner Überraschung allein, obwohl ich diese auch gerne teilen würde. Willkommen in meiner Welt. Willkommen in Eurer Welt, da treffen sich unsere Welten, vielleicht ist Eure, aber auch eine ganz andere?!

Bei dem Thema fällt mir zudem mein innerer Wecker ein, ja tatsächlich ich brauche gar keinen realen Wecker mehr, denn der "Innere" ist selten still. Ich kann ihn Euch leider nicht persönlich vorstellen, bis dato hat er auch keinen Namen, dieser unsichtbare Begleiter. Vielleicht sollte ich überlegen, ihm einen zu geben, dann wird er mir vielleicht sympathischer, ihn quasi zum unsichtbaren Freund ernennen. Okay, ich bin ehrlich, seit der Dex bei uns einzog, wurde er etwas stiller. Oder belüge ich mich selber?! Er ist deutlich noch zu laut und er funktioniert ohne Batterie. Dies ist im Grunde auch das Hauptproblem, denn die wären irgendwann ja mal leer. Einmal im Hirn gemütlich gemacht, will er einfach bleiben und sich mit mir die Zeit vertreiben. By the way, ich war ihm auch schon dankbar, na ja, irgendwie. So klingelte er tatsächlich auch mal an den richtigen Stellen und erwies sich als Hilfe, in der nächtlichen Stille. Die Medizin macht ja vieles möglich, könnte ich ihn nicht in ein anderes Gehirn transplantieren? Aber keiner ruft laut und deutlich "hier", so vibriert er jetzt halt weiter in mir. Daran gewöhnt sich das gesamte Umfeld, selbst der verstorbene Zwerghamster wurde nie wach. Nun schläft er eh in himmlischer Ruh, der Hamster, wohlgemerkt nicht der Wecker. Aber mal ehrlich, reicht ja auch ein innerer Wecker, sorry, ne reicht nicht!!!! 

Aber erst einmal genug vom Wecker.....bei diesem Thema, wird mir mein Kontinent an Fehlstunden Schlaf, so schlagartig bewusst, der Tag wird zauberhaft, ganz bestimmt, keine Zeit für Frust und Schlaflosigkeit, Tag ich bin bereit?? .

Gestern hatte ich mich mal mit der Basalrate beschäftigt, nicht nur gedanklich, sondern so richtig, mit qualmenden Gehirn, bewaffnet mit Stift und Blatt. Tschaka, dachte ich mir, da geht noch was, also in der Nacht! Ich bin da sehr perfektionistisch, ich weiß, Fluch und Segen zugleich, aber ich hab dazu gelernt, für uns, meinen Sohn und mich. Perfektion lässt einen manchmal auch an die persönliche Grenze gehen, dieser Gedanke an diese gerade Linie, ihr wisst was ich meine?! Ich bin schon entspannter, so entspannt, dass ich nach Umschreiben des nächtlichen Basalbedarfs, grübel, überlegt, qualm und Fragezeichen, glaubte das neue Profil zu aktivieren, was ich nicht tat! In Gedanken schon, aber meine Finger waren wohl für einen Knopfdruck nicht bereit. Na ja, was soll es, eine weitere Übung in Sachen etwas mehr Diabetes Leichtigkeit zu finden, um meinen Perfektionismus etwas zu überwinden. 

Beim Thema Leichtigkeit kommt jetzt aber mein Sohn auf die Bühne. Er erscheint, wie ein heller Stern, strahlend und frei, zu vielen Abenteuern bereit. Ein Meister seines Lebens, der sich trotz Diabetes genau mit dieser Leichtigkeit durch Leben chillt?, der mir immer wieder zeigt, das Perfektion nicht immer glücklich macht und Werte nicht der Mittelpunkt eines erfüllten Lebens sind. Viel Bedeutender sind für ihn seine Ferien, seine Freunde, die schönen und die leuchtenden Momente. Recht hat er! Manchmal ertappe ich mich, wie ich ihn nerve, mit diesen Fragen nach Werten, nach Kalibrieren, nach Pumpen und Lanzetten Wechsel. Auch dies versteh ich, sehr, irgendwie, manchmal fällt es mir schwer. 

Aber es ist diese tägliche Balance zwischen gewähren lassen, Verantwortung in seine Hände geben, Leichtigkeit versprühen und diese Verantwortung zu spüren, ihn bestens begleiten zu wollen, um Folgeerkrankungen zu vermeiden, um zu stützen, die Hand zu reichen. Manchmal zerreißt es mich, manchmal nicht. Manchmal wird meine Geduld und mein Verständnis auf eine harte Probe gestellt, manchmal auch nicht. Oft müssen wir aber auch gemeinsam lachen, über die täglichen Dinge des Lebens, fernab vom Thema Diabetes. Ja, so ist unser Leben, wir wollen gemeinsam mit Leichtigkeit dem Leben begegnen und all die schönen Momente erleben und konservieren. In ein paar Tagen fahren wir gemeinsam an den Edersee, Premiere mit Diabetes-Kids, wir freuen uns schon sehr. Ich werd Euch auch davon berichten, lang, viel zu lang! Vielleicht treffen wir uns?

Sollte es mal wieder Jemand geschafft haben, diesen verbalen Ergüssen zu folgen, dem schenke ich meinen inneren Wecker, Gewinner! 

Kommt gut in die kommende Woche,

Eure Angela  

Elternblog, Blog

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